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ZEITSCHRIFT


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Interviews

Von Bayern nach China: Chinalitis



Chinalitis Sandra Ich bin Sandra, ein waschechtes bayerisches Madl und nahezu 30 Jahre alt. Vor gut zwei Jahren bin ich mit meinem Mann aus einem 816-Seelen Dorf nach Tianjin, einer der größten Städte Chinas gezogen.

1. Warum hast (bist) du ins Ausland umgezogen?
Vor knapp zwei Jahren schrieb mir mein Mann per WhatsApp, dass eine gute Stelle in Tianjin frei werden würde. Er hätte dort die Möglichkeit drei Entwichklungsabteilungen zu leiten. Eine in Shanghai, eine in Kuala Lumpur und die
Hauptabteilung in Tianjin. Ich hatte mich zu diesem Zeitpunkt zu einer selbstständigen Musiklehrerin etabliert und verdiente auch nicht schlecht. Ich liebte meine Schüler und sie liebten mich. Jedoch war ich immer schon bereit für
Abenteuer und neue Herausforderungen. Also überlegte ich nicht allzu lange und schrieb zurück…“dann ziehen wir also bald nach China, oder?“

2. Woher hast du (beziehst) du dein Auskommen (Einkommen) (Arbeiten? Erzähl uns von
deinem Erlebnis)?
Da ich nur mit einem „Hausfrauen-Visum“ hier bin, arbeite ich auch nicht fest angestellt. Sobald Einkommen in China allerdings etwas mit Kunst zu tun hat, braucht man auch kein Arbeits-Visum dafür. Deshalb habe ich hin und wieder auch hier unterrichtet und konnte sogar einem chinesischen Jungen die Strenge mancher chinesischer Musiklehrer ersparen. Allerdings zog sogar dieser - wie so viele andere Expats - mit seinen Eltern auch bald wieder um. Und durch dieses ständige Kommen und Gehen der Leute hier, hat sich kein richtiger Arbeitsalltag für mich entwickelt. Womit einzig und allein mein Mann für das Einkommen zustänig ist.

Er nennt es aber allerdings immer ganz liebevoll „unser Einkommen“, da er es tatsächlich auch so betrachtet. Alles was wir hier erreichen und bekommen, ist sozusagen „unser Verdienst“. Das hilft mir dabei, mich nicht ganz unnütz zu fühlen.

3. Wie oft kommunizierst du mit deiner Familie und mit deinen Freunden, die noch in Deutschland wohnen?  Und wie (Skype, Facebook, usw…)?
Ich liebe meine Familie und Freunde. Sie sind mir sehr wichtig, weshalb ich auch viel Zeit damit verbringe, trotz der Entfernung regen Kontakt zu halten. Ich skype, telefoniere über WhatsApp und halte sie natürlich mit meinem Blog wundertollig.wordpress.com auf dem Laufenden. Ich finde es ganz wichtig, dass sie trotz der Entfernung noch an meinem Leben teil haben, weshalb auch die Idee für den Blog entstanden ist.

Was mir oft fehlt ist, dass ich aber gleichzeitig so wenig von ihrem Leben mitbekomme, deshalb freue ich mich umsomehr, wenn auch sie mir hin und wieder mal ein Bild aus ihrem Alltag senden…denn das gehört einfach auch dazu, finde ich.

4. Was liebst du am meisten in China?
China ist sehr lebenswert. Man kann gut leben, oft Essen gehen und viel reisen. Man kann sich eine tolle Wohnung leisten, täglich Taxi fahren und wird trotzdem nicht arm dabei. Außerdem fühlt man sich sehr sicher. Die ständige Überwachung (Kameras, Sicherheits-Scans) wirkt zuerst befremdlich, doch man gewöhnt sich schnell daran und
merkt wie wohl man sich damit fühlt. Als Frau nachts alleine druch eine Millionen-Stadt streifen? In China kein Problem.

5. Was ärgert dich am meisten in China?
Der Smog. Es ist sogar das Einzige, woran man sich nicht gewöhnen kann.

6. Was fehlt dir am meisten?
Tatsächlich die Arbeit. Ich unterstütze meinen Mann gerne und habe nichts gegen eine „altmodische“ Rollenverteilung. Ich liebe auch das Reisen und den aufregenderen Alltag hier, aber so langsam sehne ich mich wieder nach einer eigenen Aufgabe.

7. Was hast du getan, um neue Leute zu treffen und dich in dein neues Zuhause zu
integrieren? 

Ich war sehr offensiv und extrovertiert. Gerade in so einem Fall wie meinen, ist der Mann so mit arbeiten beschäftigt, dass das soziale Leben (von Mann und Frau) komplett in den Händen der Frau liegt. Die Männer haben oft gar nicht die Möglichkeit außerhalb der Arbeit Leute kennen zu lernen, deshalb müssen/sollten das die Frauen übernehmen. Ich bin ein sehr offener Mensch, der keine Probleme hat sich selbst zu zeigen und auf andere zu zu gehen, das hilft natürlich ungemein. Das Wichtigste aber ist, einfach rauszugehen. Nur so findet man Menschen, die die gleichen Interessen haben, wie man selbst. Sportkurse und Musik-Bars besuchen oder auch mal auf Internetplattformen die Leute direkt anschreiben. Gerade heutzutage ist das ziemlich einfach, oft findet man auch schon tolle Menschen in dem man einfach nur auf Instagram die Beiträge der Stadt in der man lebt verfolgt.

8. Welche Gewohnheit findest du am seltsamste (seltsamsten) um (in) deine (deiner)
Wahlheimat?

Das Schwierigste in China ist natürlich die Sprache. Ich habe soviel chinesisch gelernt, dass ich einkaufen gehen kann, bei Reisen auf dem Lande klar komme und Taxi fahren kann. Von Smalltalk ist das noch weit entfernt, deshalb fände ich es schön, wenn die Chinesen sich mehr an die englsiche Sprache ran trauen würden. Die meisten - gerade die jüngere Generation - lernt englisch in der Schule, sie scheuen sich jedoch sehr davor, dass im Alltag auch tatsächlich anzuwenden. Sie könnten sich ja blamieren, ihr Gesicht verlieren,  wenn ihre Aussprache nicht perfekt ist oder ihnen ein Wort nicht einfällt. Das finde ich sehr schade.

9. Was ist ein Mythos über deine Wahlheimat?
In China ist alles günstig - total falsch. Chinesische Produkte und Lebensmittel sind vielleicht meist günstig…alles was importiert wird, ist unverschämt teuer. Für alltägliche Plegeprodukte oder in Europa heiß geliebte Lebensmittel, wie Parmesan oder griechischen Joghurt bezahlt man hier oft das 10-fache.

10. Welchen Rat würdest du anderen Expats geben?
Keinen! Jeder empfindet seine Erlebnisse und Erfahrungen anders, deshalb einfach reinspringen und schauen, was mit einem selbst passiert. Ich persönlich habe viel gelernt, über andere und über mich selbst. Das schönste Geschenk für mich ist, dass ich nun sehr viel geduldiger und entspannter bin, als ich es vor usnerem Umzug war.

11. Wann und warum hast du dein Blog begonnen?
Mit Beginn unseres Abenteuers und auf Bitten meiner Freundinnen. Gestartet habe ich mit chinalitis.wordpress.com, irgendwann hat sich daraus dann wundertollig.wordpress.com entwickelt, da ich den Schwerpunkt nicht mehr nur auf China lassen wollte. Ich habe quasi unsere Alltags-Berichte aus China, mit anderen Reisen, Essen und alles was mich sonst noch so an Themen interessiert erweiteret.

Chinalitis Sandra 12.  Wie ist dein Blog nutzbringend?
Nutzbringend ist mein Blog in erster Linie für mich. Ich habe mich damit nicht so „allein“ gefühlt. Außerdem hatte ich eine regelmäßige Aufgabe, was unglaublich wichtig ist, wenn man in ein komplett neues Leben geworfen wird.

Des weiteren hoffe ich natürlich, dass ganz viele andere Expats und Auswanderer daraus ihren Nutzen ziehen und manches Mal von unseren Erfahrungen und Erlebnissen profitieren und sich vielleicht auch schon im Vorfeld ein Bild davon machen können.

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 Autor: texkourgan |  2017-03-27 09:49:41


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